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heute: Wed, 01 Jan 1625 (greg.) / 22 Dec 1624 (jul.)

Spanien

Spanien am Vorabend des dreißigjährigen Krieges

aus: Friedrich Schiller - Geschichte des dreißigjährigen Kriegs, 1740

Die furchtbare Monarchie, welche Karl der Fünfte und sein Sohn aus den Niederlanden, aus Mailand und beiden Sizilien, aus den weitläufigen ost- und westindischen Ländern unnatürlich zusammen zwangen, neigte sich schon unter Philipp dem Dritten und Vierten zu ihrem Falle. Von unfruchtbarem Golde zu einer schnellen Größe gebläht, sah man diese Monarchie an einer langsamen Zehrung schwinden, weil ihr die Milch der Staaten, der Feldbau, entzogen wurde. Die westindischen Eroberungen hatten Spanien in Armuth gestürzt, um alle Märkte Europens zu bereichern, und Wechsler zu Antwerpen, Venedig und Genua wucherten längst mit dem Golde, das noch in den Schachten von Peru schlief.
Indiens wegen hatte man die spanischen Länder entvölkert, Indiens Schätze an die Wiedereroberung Hollands, an das chimärische Projekt, die französische Thronfolge umzustoßen, an einen verunglückten Angriff auf England verschwendet.

Aber der Stolz dieses Hofes hatte den Zeitpunkt seiner Größe, der Haß seiner Feinde seine Furchtbarkeit überlebt, und der Schrecken schien noch um die verlassene Höhle des Löwen zu schweben. Das Mißtrauen der Protestanten lieh dem Ministerium Philipps des Dritten die gefährliche Staatskunst seines Vaters, und bei den deutschen Katholiken bestand noch immer das Vertrauen auf spanische Hilfe, wie der Wunderglaube an die Knochen der Märtyrer. Aeußerliches Gepränge verbarg die Wunden, an denen diese Monarchie sich verblutete, und die Meinung von ihren Kräften blieb, weil sie den hohen Ton ihrer goldnen Tage fortführte. Sklaven zu Hause und Fremdlinge auf ihrem eigenen Thron, gaben die spanischen Schattenkönige ihren deutschen Verwandten Gesetze; und es ist erlaubt, zu zweifeln, ob der Beistand, den sie leisteten, die schimpfliche Abhängigkeit werth war, womit die deutschen Kaiser denselben erkaufen mußten. Hinter den Pyrenäen wurde von unwissenden Mönchen und ränkevollen Günstlingen Europens Schicksal gesponnen. Aber auch in ihrem tiefsten Verfalle mußte eine Macht furchtbar bleiben, die den ersten an Umfang nicht wich, die, wo nicht aus standhafter Politik, doch aus Gewohnheit demselben Staatssystem unverändert getreu blieb, die geübte Armeen und treffliche Generale besaß, die, wo der Krieg nicht zureichte, zu dem Dolche der Banditen griff und ihre öffentlichen Gesandten als Mordbrenner zu gebrauchen wußte. Was sie gegen drei Weltgegenden einbüßte, suchte sie gegen Osten wieder zu gewinnen, und Europa lag in ihrer Schlinge, wenn ihr der lang vorbereitete Anschlag gelang, zwischen den Alpen und dem adriatischen Meere mit den Erblanden Oesterreichs zusammenzufließen.




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